Iberische Reitweise

Iberische Reitweise, barockreiten

Zu den ältesten Reitweisen gehört die iberische Reiterei. Sie ist aus den Anforderungen von Kämpfern zu Pferd entstanden und legt sehr viel Wert auf Wendigkeit und besondere Lektionen wie die Schulsprünge, die im Kampf nützlich waren. Die Pferde wurden von ihren Reitern als "Waffe" eingesetzt, indem sie den Gegner durch gezielte Sprünge und Tritte fernhielten.

Gemeinsamkeiten der Alten Reitmeister

Julika Tabertshofer Alte Meister im Licht der Moderne Pferdebuch, klassische Reitkunst, Barockreiten

Zu Zeiten der Renaissance und des Barock war die Reitkunst kein Sport, sondern vielmehr Kunst und  Wissenschaft. Die Kunst muss immer den Gesetzen der Natur folgen, da sie sonst künstlich und unbrauchbar würde, im schlechtesten Fall sogar schädlich. Auf die Pferdeausbildung bezogen bedeutet dies, dass man immer nur herausarbeiten, veredeln und abrufbar machen kann, was auch von Natur aus im Pferd schlummert und was es beim freien Spiel auch von selbst zeigen könnte. Lektionen wie Piaffe, Passage, Terre-à-terre, Pirouetten, Spanischer Schritt oder auch sämtliche Schulsprünge kann man alle in roher Form bei frei laufenden Pferden beobachten, meist eher bei Pferden mit viel Energie und ganz besonders bei Hengsten. Unnatürliche, künstliche Tricks sollte man den Tieren nicht abverlangen, um sich nicht an der Natur zu vergehen, denn das wäre meist nur mit Gewalt zu erzwingen und die Ausführung möglicherweise schädlich für das Pferd.

“Barocke Reitkunst” – was ist das überhaupt?

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Barocke Reiterei | Corinna Scholz

Eines kann man bei “Barock” eindeutig definieren – das Zeitalter: ca. 1600 bis 1750.
Selbstverständlich wurde in dieser Zeit auch geritten, meist auf mittelgroßen Pferden des iberischen Typs. Reiten war gleichermaßen Ausdruck von Adel, Wohlstand und feiner Lebensart. Nicht umsonst haben Worte wie Ritterlichkeit oder Kavalier ihre Wurzeln in dem schlichten Wort Reiter (Ritter oder dem französischen chevalier, sprich, Kavalier).

 

Was ist das, ein “Barockpferd”?

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Barocke Reiterei | Corinna Scholz

Heute zählen zwar einige bestimmte Rassen (dazu später mehr) zu den Barockpferden, eine bestimmte Rasse ist es aber nicht. Es kommt weniger auf die Rasse an als auf Physis und Psyche an. Ein ideales Barockpferd steht, anders als unsere modernen Sportpferde, eher im Quadrattyp als im Rechteck.
Das zur Zeit im Turniersport dominierenden Warmblüter stammen aus relativ jungen Zuchtlinien der Kavallerie- und/oder Karossierpferden des 19. Jahrhunderts.
Ein Barockpferd sollte einen erhabenen Gang mit viel Schulterfreiheit und sichtbarer Knieaktion aufweisen, Raumgriff ist hier nicht so gefragt wie z.B. beim Sport-Dressurpferd. Hohe Aufrichtung, “runde” Körperpartien, stolzer Ausdruck und möglichst noch viel Behang runden das Bild des Barockpferdes ab.

Die “barocke Reitkunst” hatte ausgedient…

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Barocke Reiterei | Corinna Scholz

Auf den Schlachtfeldern Napoleons und im folgenden Jahrhundert war das kleinere, kompaktere iberische Pferd nicht mehr gefragt. Mischungen aus hochblütigen Pferden und den schweren Landschlägen der jeweiligen Regionen waren zu der Zeit modernes Kriegs- und Transportgerät. Die Stärken lagen in Raumgriff und Vorwärtsdrang, beides Eigenschaften, die vor allem die Kavallerie zu schätzen wußte, wenn es galt, die feindliche Artillerie in wilden Angriffskavalkaden zu überrennen.

Das Barockpferd war ein Statussymbol des Adels; es sollte Adel, Feuer und Temperament ausstrahlen. Beim Kavalleriepferd der großen Reiterschlachten ging es um Kadavergehorsam: Der Adel hatte sich längst auf Kommandoposten am Rande des Schlachtfelds zurückgezogen.

Machen Barock-Turniere Sinn?

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Barocke Reiterei | Corinna Scholz

Wer will es wagen, “Kunst” zu bewerten?
Wenn die Jagd nach Pokalen und Siegen die Reitkunst verdirbt, warum dann Turniere für Barockpferde oder barockes Reiten? Wenn wir die Barockturniere mit Reglements ersticken, in Kleider- und Ausrüstungsordnungen einschnüren und im (allzu deutschen) Bestreben nach Einheitszwang vergraben, dann sind Barockturniere in der Tat überflüssig.
Aber genau das ist im Ansatz schon passiert: Da gibt es iberische Turniere, wo man sturheil nur im spanischen oder deutschen Turnierfrack erscheinen darf; Barockturniere, in denen der Dreispitz zur Uniform wird und, und, und…
Nun, das soll es natürlich nicht sein.

Die Zeiten: Renaissance, Barock, Klassik, Romantik

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Barocke Reiterei | Corinna Scholz

„RENAISSANCE„ ist das ausgehende Mittelalter, je nach Kultur des Landes verschiebt sich das etwas in Europa. Italien und Frankreich hatten ihre Renaissance früher (1450-1600) als wir (1500-1680). Unser Marstall und Reithaus in Bückeburg sind Renaissancebauten von 1608!
Reitmeister wirkten ja immer schon weit vor dem Erscheinungsdatum ihrer Bücher, also ist Pluvinel (1650 Frankreich) noch ein echter Renaissance-Reiter, Löhneysen (1608 Braunschweig) ebenso.
Feldübungen mit den Pferden, Passaden, Pirouetten und immer wieder Carrieren sind typisch. Arbeit an einem Pilar, später (Pluvinel) auch an zweien.
Viel Traversverschiebungen; rasantes, wendiges Reiten zum Zwecke der Waffengänge; Schulsprünge als Königsdisziplin. Ganz wichtig: Tummeln, Sarabande, Mezair, Courbette, Terre à Terre für das Fechten.

Warum klassisch-barock ?

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Barockreiten | Andrea Lipp 

Viele Reiter stellen sich die Frage was eigentlich klassisch-barockes Reiten ist und worin der Unterschied zur sogenannten herkömmlichen englischen Reitweise besteht. Vorab lässt sich sagen, dass die theoretischen Grundlagen beider Ansätze sich sehr ähneln. So bilden Reiter beider Disziplinen Ihre Pferde gemäß FN Skala der Dressurausbildung aus. Sie lehren den gleichen reiterlichen Sitz und vom Prinzip sind auch die verwendeten Hilfen die selben.

Worin unterscheidet sich aber die klassisch-barocke Reitweise?

Sisi - die Kaiserin im Sattel

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Barockreiten | Martin Haller 

„In vielen Sätteln gerecht“

Die Redensart ist seit dem 16. Jahrhundert belegt und meint eigentlich, dass man auf jedem Pferd reiten kann. „Gerecht“ hat hier noch die alte Bedeutung „richtig“. Im gleichen Bilde bedeutet auch „sattelfest sein“ nichts anderes, als eine Sache gut zu beherrschen. Man weist damit auf jemanden hin, der auf verschiedene Arten gut reiten kann, sich auf unterschiedlichen Pferden behauptet bzw. sich ihnen anpassen kann.

Das Talent der Sisi

Woher Talent in einem Menschen kommt, ist oft schwer erkennbar. Manchmal ist es ein genetischer Sprung von einem oder mehreren Vorfahren auf den Empfänger der Fähigkeit; es kann aber auch unverhofft auftreten. Bei Sisi dürfte es sogar von beiden Seiten ihrer Familie auf sie gekommen sein, einmal von der Großmutter und einmal vom Vater.