Warum schwitzen Pferde?

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Wissenswertes | Hoffsattlerei Cosack

Bei erhöhter Körpertemperatur durch körperliche Anstrengung oder Erhitzung von Außen wünscht man sich Abkühlung. Um diese zu bekommen produziert der Körper Schweiß. Die Haut umschließt den Körper des Pferdes wie ein schützender Mantel und erfüllt, als größtes Organ, viele wichtige Aufgaben. Dazu gehört unter Anderem die Regulation des Wärmehaushalts.
Damit ein 500 Kilo schweres Pferd mit 5 Quadratmetern Körperoberfläche erfrischt wird, erfordert es zahlreiche Schweißdrüsen in der Haut zur Schweißproduktion. Auf einem Quadratzentimeter Haut findet man daher bei einem Pferd 400 bis 500 Schweißdrüsen, die dafür sorgen, dass das Pferd nicht überhitzt.

Als Schweißdrüsen bezeichnet man Drüsen in der Lederhaut, welche unterhalb der Oberhaut liegt. Sie produzieren dort bei Bedarf den Schweiß, der dann von den Poren der Oberhaut ausgeschieden wird.Die normale Körpertemperatur eines Pferdes liegt zwischen 37,2 und 38,3 Grad, unter Belastung kann sie durchaus bis auf 41 Grad ansteigen. Damit sich das Pferd bei erhöhter Körpertemperatur nicht noch weiter aufheizt, produzieren die Schweißdrüsen den Schweiß, der Haut und Haar befeuchtet. Auf der Haut verdunstet der Schweiß dann und die Haut wird abgekühlt.
Durch den Mechanismus des Schwitzens und die daraus resultierende Abgabe überschüssiger Wärme kann die Körpertemperatur des Pferdes unabhängig von der Umgebungstemperatur weitgehend konstant gehalten werden.
Ein Pferd schwitzt unter Belastung und einer Außentemperatur von 18 bis 20 Grad etwa 17 bis 19 Milliliter Schweiß pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb von zwei Stunden. Je höher Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit sind, desto geringer ist die Kühlwirkung, denn der Schweiß verdunstet nicht mehr, sondern tropft wirkungslos am Pferd herunter. Je stärker der Temperaturunterschied zwischen Pferd und Luft, desto besser kühlt der Schweiß.

Die Kondensation der Feuchtigkeit wird besonders im Winter sichtbar, wenn schwitzende Pferde deutlich dampfen.
Schweiß setzt sich überwiegend aus Wasser und Natriumchlorid (Kochsalz) zusammen, was bedeutet, dass dem Pferdekörper diese Substanzen bei Hitze oder Anstrengung verloren gehen. Deshalb ist es besonders an warmen Tagen so wichtig, dass immer ausreichend Wasser zur Verfügung steht.

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Was sagt das Schwitzbild über die Passform des Sattels aus?

Das sogenannte Schwitzbild entsteht unter Belastung in der Sattellage unter dem Sattel und dient als Indikator für die Passform des Sattels. Bei einem korrekt sitzenden Sattel ist das Schwitzbild fehlerlos, heißt die gesamte Sattellage unter dem Sattel ist gleichmäßig durchgeschwitzt mit Ausnahme der trockenen Wirbelsäule und des Widerrists. Ein solches, ideales Schwitzbild entsteht wenn alle Faktoren (Ausbildung, Reiter, Sattel, Unterlage etc.) optimal auf einander abgestimmt sind.

Beim Reiten üben das Gewicht des Sattels und das des Reiters Druck auf die Sattellage aus, wobei zu hoher Druck die Funktion der Schweißdrüsen hemmt. Folglich können an Stellen mit zu hohem Druck trockene Stellen entstehen die ein Hinweis auf einen schlecht oder nicht sitzenden Sattel sein können und einer Abklärung bedürfen.
Eine, durch Druck entstandene, trockene Stelle schädigt die Haut oder Gewebepartien zwar noch nicht, verhindert aber eine gute Durchblutung des Gewebes. Aufgrund dessen können Folgeschäden wie Muskelverspannungen, Atrophien oder auch Satteldruck entstehen. Manche Pferde haben eine empfindliche Haut und reagieren schon bei leichtestem Druck mit Funktionsstörungen der Schweißdrüsen.

 

Art des Schwitzbildes und mögliche Ursachen

Kaum bis gar nicht geschwitzt:

  •  geringe Reitdauer
  •  geringe Lufttemperatur
  •  stark aufsaugende Sattelunterlage (z.B. Filzpad)

Kleine trockene Stellen im Bereich der Schulterblattmuskulatur:

  •  Nägel, Schrauben oder Nieten üben punktuellen Druck aus
  •  Winkel der Orthspitzen ist zu eng
  •  Elastizität des Polsters lässt keine Expansion des Trapezmuskels zu
  •  Sattelschlösser drücken sich beim Reiten im leichten Sitz durch das Polster durch

Einseitig auftretende trockene Stellen mögliche Ursache:

  •  keine Balance im Reitersitz (z.B. Hüftschiefstand, Skoliose)
  •  alter Satteldruck oder vernarbtes Gewebe
  • asymmetrische Passform des Sattels

 

Große trockene Stellen im Bereich der Schulterblattmuskulatur:

  •  Kopfeisen oder Gulletweite ist zu eng oder zu weit
  •  zu hoher Gurtdruck bei Übergurtung oder falscher Gurtung
  •  stark überbautes Pferd (schiebende Kräfte nach vorne)
  •  Reitersitz ist vorderlastig (Schwerpunkt nicht korrekt)
  •  Polster ist zu hart
  •  Elastizität des Polsters lässt keine Expansion des Trapezmuskels zu
  •  Sattel ist in diesen Bereichen gegenüber der Bewegung des Pferdes ruhig gestellt und liegt somit flächig fest an, welches zu einem Hitzestau in diesem Bereich führt und so die Fläche trocken bleibt
  •  alter Satteldruck oder vernarbtes Gewebe

Trockene Stellen in der Mitte der Sattellage:

  •  Pferd ist noch nicht durchgeschwitzt
  •  Brückenlage: dem Sattel fehlt Schwung in der Mitte
  •  Sattel ist angepasst unter Berücksichtigung einer gewissen Aufwölbung des Pferderückens. Diese Dynamik hat das Pferd noch nicht erreicht.
  •  zu hohes Reitergewicht im Verhältnis zur Auflagengröße
  •  Pferd biegt die Oberlinie in eine negative Dynamik durch
  •  Pferd wölbt den Rücken auf wohin gegen der Sattel dafür keinen Freiraum bietet
  •  alter Satteldruck oder vernarbtes Gewebe

Extrem stark vollflächig durchgeschwitzt:

  •  hohe körperliche Beanspruchung
  •  nicht diffusionsdurchlässige Sattelunterlage (z.B. Neopren)
  •  zu hohes Reitergewicht
  •  Übergewicht des Pferdes

Über den Autor:

Die Hofsattlerei Cosack lebt traditionelle Werte im Reitsport und vereint diese mit der täglichen Arbeit in der Sattlerei, um mit Leidenschaft für das Detail beides miteinander zu vereinen.
Bereits seit über 3.500 Jahren fügen Handwerker Ross und Reiter mit der Kunst des Sattelhandwerks zu einer harmonischen Einheit zusammen. Passform des Sattels, Haptik des Leders, Fertigungsqualität: Es sind viele Aspekte, die einen Maßsattel und seine Funktion für beide Partner ausmachen.

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